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AutorenbildJanina Bajramovic

Kognitive Verzerrungen und Biases

In diesem Beitrag gehe ich auf ein paar Biases ein, also kognitive Verzerrungen in der Wahrnehmung, die vollkommen menschlich sind, aber bei der Deutung des Wahrgenommenen und bei Entscheidungen leider ein wenig im Weg stehen können. Solche kognitiven Fehler kann man nicht vermeiden, aber man kann sich derer bewusst sein und dementsprechend seine Denkweisen und Handlungen noch einmal überdenken. Ich bin unglaublich fasziniert davon, was ich alles quasi objektiv falsch aber eigentlich auch menschlich stereotypisch-normal mache. Wenn dich das auch fasziniert, habe ich zwei Buchempfehlungen, die ich immer mal nebenbei so als Hörbuch gehört habe: Kurzinski „Denkfallen vermeiden“ und Greene „Die Gesetze der menschlichen Natur“ – das Letztere ist unglaublich lang und damit bin ich noch nicht durch (vielleicht doch, je nachdem, wann du auf diesen Beitrag hier stößt). Aber empfehlen möchte ich beide trotzdem. Die Idee, mich weiter mit kognitiven Biases zu beschäftigen, kam mir beim Hören des Podcasts „Hobbylos“ von Rezo und Ju – in manchen Mathefakten geht Rezo auf Biases ein. Inklusive ein paar Internetquellen, sind dies soweit meine Quellen für diesen Beitrag.

Es gibt noch mehr Biases, aber fürs Erste wollte ich eine kleinere Auswahl treffen. Bei Interesse kann ich das dann weiter fortführen. Zuerst beschreibe ich den Bias / die Verzerrung, dann gehe ich ein bisschen auf die Cognitive Function Theory ein, also welche kognitiven Funktionen sind vielleicht äußerst anfällig für einen bestimmten Bias, aber das brauchst du nicht unbedingt, um die Verzerrung zu verstehen, und dann behandle ich noch kurz die Frage, wie wir in Zukunft denn mit diesem Bias umgehen können.

Anmerkung: In meinem Youtube-Video zu den Kognitiven Verzerrungen habe ich meine Sichtweise auf die kognitiven Funktionen an manchen Stellen optimiert. Manche Angaben hier sind daher vermutlich nicht mehr ganz aktuell. Generell empfehle ich, die CFT hier als ergänzende Idee, aber nicht als zu ernst zu sehen, da hier der wissenschaftliche Abgleich fehlt. Es ist eher ein interessantes Brainstorming.





Anchoring Bias – der Ankereffekt:

Im Internet wird dieser Effekt gerne auch beschrieben mit dem Untertitel „Dieser Trick beschert Ihnen mehr Umsatz“ und wir alle sind auf diesen Trick mindestens einmal reingefallen. Der Ankereffekt hat den Namen wegen der Form eines Ankers (ich interpretiere hier, aber es klingt schlüssig), es gibt einen mittleren Strang und diese zwei äußeren, gebogenen Stränge: Wir neigen dazu, uns bei einer Entscheidung gerne in der Mitte mehrerer Optionen einzureihen. Beispiel: Jemand möchte ein Auto kaufen und möchte etwas Gutes, aber auch nicht zu Teures, sowie etwas Genügendes, aber keinen Ramsch. Egal, ob auf Webseiten oder im Autohaus, dieser Person werden vermutlich Autos im Wert von 5000 bis zu 100000 Euro angeboten werden. Was macht dieser Preisunterschied mit der Person? Sehr wahrscheinlich wird diese Person nichts für 5000 Euro kaufen, sondern eher was im Bereich 6000 bis 15000 Euro. Vielleicht sogar höher. Denn im Vergleich (5k vs. 100k) könnte die Person das Gefühl entwickeln, dass 5k zu wenig sind, trotz ihrer ursprünglichen Vorstellungen.

Beim Buchen eines Fluges werden weitere Services und Versicherungen angeboten. Achte mal auf die Positionierung der einzelnen Tarife: Der vermeintlich attraktivste liegt oft mittig und/oder wird farblich besonders hervorgehoben. Egal wie, uns wird ein Vergleich zwischen verschiedenen Optionen geboten, aber auch immer ein bisschen in eine bestimmte Richtung gedrängt, nämlich: Bloß nicht gar nichts und auch bloß nicht das Billigste. Der Trick ist sehr interessant, denn wir bekommen das Gefühl von Entscheidungsmacht (denn am Ende scheinen immer noch wir bewusst zu entscheiden) und gleichzeitig verlassen wir uns auf die Eckdaten, als seien sie objektiv korrekt. Wir überprüfen sie nicht weiter.

MBTI/CFT: Vermutlich sind Ni-Nutzende misstrauischer als Ne-Nutzende, die sich bei dieser Angebotsflut zu sehr im "Was wäre mit dem hier, oder mit dem da, und was könnte ich mit…“-Denken stecken. Je dominanter Se bei einem Type ist, desto schneller lässt man sich von diesem Gefühl der Entscheidungsmacht vielleicht verführen bzw. sind diese farblichen Hervorhebungen sehr attraktiv für Se-Nutzende. Si-Nutzende, die keinerlei Erfahrung bei etwas dieser Art gemacht haben, lassen sich gegebenenfalls von ihren Urteilsfunktionen (Fühlen und Denken) beeinflussen (Argumentiert die verkaufende Person logisch oder charmant, beispielsweise, oder wie schick ist die Webseite aufgebaut bzw. wie logisch-intuitiv konnte man sich zuvor durchklicken?) oder verlassen sich plötzlich zu stark auf ihr schwach ausgebildetes Ne und wollen unbedingt eine Entscheidung treffen, des Erlebens oder der Neugier willen. Erkenne hier deine persönliche Schwäche und worauf du dich im Moment der Entscheidung weniger verlassen solltest. Ziehe sowohl deine fühlende als auch deine denkende Funktion mit ein.

Wie gehen wir am besten mit diesem Bias um? Sei dir der kleinen Manipulation bewusst, also dass man dir das Gefühl gibt, frei zu entscheiden, obwohl man dir bereits einen Rahmen vorgibt. Nutze den Rahmen, um dich (falls du genug Zeit hast) darüber zu informieren, ob es auch etwas außerhalb dieses Rahmens gibt. Erweitere dein objektives Wissen über eine Preis-Range.


Availability Heuristic Bias – Verfügbarkeitsheuristik:

Heuristiken werden benutzt, damit wir Entscheidungen treffen können, auch wenn wir gegebenenfalls in der ausführlichen Informationsbeschaffung beschränkt sind. Dabei können wir uns auf alte Informationen (Was hat zuvor in einer ähnlichen Situation funktioniert?) beziehen oder auf die gerade umliegenden Informationen schauen und diese für die Urteilsfällung nutzen. Das bedeutet aber auch, dass wir nicht alle und gegebenenfalls auch kaum oder keine objektiven Informationen hinzuziehen können oder auch wollen. So entsteht der Verfügbarkeitsheuristik-Bias.

Auf der Kirmes gibt es immer diese Gewinnlose-Stände. Auf dem Boden liegen zahlreiche Nieten, aber auch Gewinnzettelchen anderer Personen. Es ist gut möglich, dass man beim Anblick dieser vielen Lose mit ein paar Gewinnen dann auch denkt: „Vielleicht habe ich auch Glück. Ich kaufe mal ein paar Lose.“. Heuristisch ist das nicht verkehrt, denn die herumliegenden Evidenzen zeigen, dass es sich lohnen kann, Lose zu kaufen. Vielleicht hat man beim Kauf aber nur Nieten, doch direkt neben einem gewinnt plötzlich jemand, der dann seiner Begleitung ein gewonnenes Kuscheltier schenkt. Direkt ist man wieder dazu verleitet, Lose zu kaufen, denn heuristisch betrachtet gibt es ja Gewinnende hier und da. Da kann das Glück ja nicht fern sein, oder?

MBTI/CFT: Besonders Personen, die im Hier und Jetzt leben, (Se-Nutzende) würden dazu neigen, Lose zu kaufen. Oder im Casino immer wieder mehr Geld zu verwetten. Aber auch Personen mit einem verspielten Ne sind vielleicht neugierig, was denn ihr persönliches Glück im Umkreis all dieser heuristisch verfügbaren Glücksmomente ist. Dementsprechend können sich besonders EXXP dazu verführen lassen, im Casino Geld auszugeben oder an Ständen auf der Kirmes Glückslose zu kaufen. Möglicherweise sind IXXJ am wenigsten dafür zu begeistern, da ihnen die dominante Funktion Si (ISXJ) oder Ni (INXJ) durch Erfahrung bzw. Analyse erklärt, dass es sinnlos ist. Unerfahrene oder ungesunde IXXJ verfallen aber vielleicht in gleiche Muster wie EXXP, weil deren schwächste Funktion eben Ne (ISXJ) und Se (INXJ) sind und in ungesunden Momenten sich IXXJ zu sehr auf schlecht ausgebildete Funktionen verlassen (das wird auch Grip genannt, dazu in einem anderen Beitrag). Bei IXXP und EXXJ bin ich mir unsicher; gegebenenfalls würden sie individuell oder situativ verschieden handeln, je nach eigenen Urteilen (IXXP haben Ti oder Fi als erste Funktion und urteilen daher schnell, sehen deshalb Dinge praktisch „sofort“ als gut oder schlecht) oder je nach sie umgebenen Personen (Fe bei EXFJ). Bei EXTJ habe ich fast das Gefühl, dass sie sich nicht lang genug freiwillig an den genannten Orten aufhalten, um sich beeinflussen zu lassen.

Aber! Falls du denkst, du kannst nicht dem Availability Heuristic Bias verfallen, hold on! Und hier gibt es eine Schwäche bei EXXJs und EXTJs speziell wegen ihres Te: Verfügbar sind nicht nur externe Informationen wie gewinnende Menschen und Lose um einen herum. Verfügbar, und nur allein verfügbar, sind auch die Informationen, wer was im Haushalt oder in einem Team tut. Wir erleben unsere Welt als wir. Wir erleben nicht die Welt der anderen im vollen Maße, auch nicht, wären wir Stalkende. Das heißt, die Verfügbarkeitsheuristik gibt uns oft den Eindruck, dass wir allein am meisten zu etwas beigetragen haben, sei es Haushalt und Putzen, sei es Teamarbeit und Beiträge zu Projekten etc. Gerade „Tuende“ und „Machende“ wie EXXJ und speziell Te-dominante EXTJ können hier dem Bias auf den Leim gehen, da sie nicht wissen können, wie viel jemand anderes (oder das Glück) etwas zu ihrem Dasein beiträgt. Te könnte auch IXTJ dazu verleiten, zu glauben, sie würden das Meiste zu etwas beitragen.

Wie gehen wir am besten mit diesem Bias um? Sei dir bewusst, dass dieser Bias existiert. Vermutlich können wir nie gänzlich davon befreit sein. Vielleicht hilft es dir, zu sagen, dass du wesentlich weniger Einfluss auf alles in deinem Leben hast, als du vielleicht denkst (dementsprechend trägst du auch weniger bei als es sich vielleicht anfühlt) – und vielleicht hilft es dir, zu sagen, dass einmal Lose kaufen oder einmal Geld in einen Spielautomaten werfen für einen Aufenthalt auf der Kirmes oder im Casino ausreicht (das fällt dir möglicherweise schwer, aber sinnvoll ist es allemal).

Confirmation Bias – Bestätigungsfehler:

Ich persönlich liebe diesen Bias, weil er allgegenwärtig und gleichzeitig so gefährlich ist. Wir alle haben unsere Weltansichten und sammeln dazu natürlich auch Informationen, welche wiederum abgespeichert werden und ein großes Ganzes bilden. Das ist nicht ganz richtig: Zu einem großen Ganzen würden ja dann auch die unschönen Informationen, die unsere Weltansicht erschüttern können. Gerne neigen wir dazu, diese aber zu ignorieren, denn sie würden unser persönliches „großes Ganzes“ ankratzen. Bewusst oder unbewusst begehen wir also den Bestätigungsfehler (Confirmation Bias) und wenden uns lieber den Informationen zu, die unsere Ansicht bekräftigen, als die, die diese entkräftigen.

Medien wissen das und es ist bekannt, dass der Algorithmus bekannter sozialer Medien so aufgebaut ist, dass wir eher Themen und Posts vorgeschlagen bekommen, die uns bestätigen. So verweilen wir länger auf diesen Seiten, da wir ein positives Feedback zu unserer Weltansicht bekommen. Vielleicht hast du schon einmal von Internetbubbles gehört? Solche Meinungsblasen entstehen durch den Algorithmus und unserem Drang, immer und immer wieder in unserer Denkweise bestätigt zu werden.

MBTI/CFT: Meine Vermutung ist, dass Fi und Ti dafür verantwortlich sind, dass wir dem Confirmation Bias so oft verfallen. Beides sind sehr subjektive Entscheidungsfunktionen (judgment), die sich freuen, wenn sie ihre Entscheidungen bestärken können. Jeder MBTI-Type hat entweder Fi oder Ti, also sind wir alle hin und wieder Opfer des Confirmation Bias. Was hilft hier? Entweder nutzt du Ne oder Se: Nutze also Ne, um dich daran zu erinnern, nach mehr „Was wäre wenn“-Möglichkeiten Ausschau zu halten, als nur die, die dich bestätigen. Oder frag dich oft „Was, wenn ich falsch läge?“ und suche gezielt nach Antihelden deiner Ansicht. Oder als Se-nutzende Person, hör nicht nach den ersten drei Fakten auf, sondern ziehe noch mehr Fakten, Analysen und Studien zu deiner Ansicht hinzu. Wichtig ist hier, zu deinem Fi oder Ti nicht noch zusätzlich deine andere introvertierte Funktion (Ni oder Si) hinzuzuziehen, denn dann loopst du. Zu Loops gibt es noch einen anderen Beitrag. Du musst deine introvertierte Funktion mit einer extrovertierten Aufnahme-Funktion (perception) ausgleichen, um nicht deine eigenen Gedanken und Ansichten immer und immer wieder „durchzukäuen“. Deine andere Urteilsfunktion Te oder Fe könnte durch den Drang, Zeit zu sparen (Te), oder durch den Einfluss einer ebenfalls biased Gruppe (Fe) manipuliert werden, daher schlage ich deine extrovertierte Aufnahme-Funktion vor.

Wie gehen wir am besten mit diesem Bias um? Wenn du das Gefühl hast, deine Weltansicht werde von überall nur bestätigt und nicht mehr kritisiert, halte inne und prüfe deine Ansicht, deine Social-Media-Bubble und dein Umfeld. Es fällt unglaublich schwer, aber nur so kann man herausfinden, ob man biased ist oder nicht.


Vividness-Bias – Vividness-Effekt:

Vivid ist, was auffallend, leuchtend, laut ist oder anders sensorisch auffällt. Solche Informationen sind leichter zu verarbeiten als abstraktere Informationen. Wirklich verkehrt ist es nicht, wenn man durch Illustrationen besser lernt als durch einen reinen Text, aber wenn immer mehr Aufmerksamkeit auf das Sensorische gelegt wird, gehen vielleicht wichtige, weniger auffallende Informationen unter.

MBTI/CFT: Ich möchte nicht gegen Sensors bashen, aber ich behaupte hier mal, dass Sensors (XSXX) eher den Vividness-Effekt erleben als Intuitives (XNXX), da Letztere abstrakte Ideen und Bilder eher mögen als sensorische Dinge. Allerdings benutzen auch Intuitives eine sensorische Funktion und vermutlich reagieren Personen mit Se (egal ob dominant oder schwächer, egal ob Intuitive oder Sensor) stärker auf Vividness als solche mit Si. Gerade XSFP halte ich durch deren inhärente Vorstellung von Ästhetik (Fi-Se oder Se-Fi) für sehr anfällig hier.

Wie gehen wir am besten mit diesem Bias um? Sei dir dessen bewusst und versuche, auch dem weniger Auffälligen Aufmerksamkeit zu geben. Seien es Wahl- oder Werbeplakate, seien es Illustrationen auf Websites oder in Büchern. Allerdings kann man diesen Effekt auch nutzen: Wichtige Notizen können hervorgehoben werden, oder Dinge, an die man unbedingt denken muss, können an einem auffälligen Ort platziert werden, sodass man sie nicht übersieht, etc.


Mirror-Imaging – Die Vorstellung, wir alle würden gleich denken:

In einem anderen Beitrag erzähle ich vom Audiobook „Über die Psychologie des Geldes“ von Morgan Housel. Darin beschreibt er schon ganz gut, dass wir oft vermuten, dass andere so denken und handeln würden wie wir selbst. Dadurch ist es leicht, eine andere Person aufgrund einer von unseren Vorstellungen abweichenden Handlung als irrational zu bezeichnen oder anzusehen, obwohl die andere Person vielleicht logisch und rational die besten Gründe hat, so zu handeln.

Zu glauben, andere würden in einer ähnlichen/gleichen Situation so denken und handeln wie wir selbst, ist Mirror-Imaging.

MBTI/CFT: Es ist nur eine Vermutung, aber vielleicht sind Fe-Nutzende eher diesem Fehlschluss verfallen, weil sie stets darauf achten, einen Gruppenkonsens zu generieren. Bricht dann jemand aus diesem Bild aus und irritiert das eine Fe-nutzende Person, so könnte das Mirror-Imaging zugrunde liegen. Aber auch gegenteilig können Fi-Nutzende zu sehr davon ausgehen, dass ihre Vorstellungen allgemein von anderen anerkannt werden. Kommt dann noch die Funktion Si hinzu (also was hat sich immer bewährt), könnte es noch schneller dazu führen, dass Menschen, die von den Vorstellungen und dem Bewährten abweichen, als irrational angesehen werden. Vermutlich sind besonders Ne-Nutzende, deren Si nicht zu stark ausgebildet ist, am ehesten positiv überrascht, wenn jemand von deren Vorstellungen abweicht, und sie wollen vielleicht das Warum dahinter erörtern. Ni-Nutzende hingegen könnten ähnlich wie Si-Nutzende dazu neigen, andere schnell als irrational zu sehen. à im Video komplett überarbeitet.

Wie gehen wir am besten mit diesem Bias um? Andere als irrational zu sehen, ist ein bisschen ironisch, denn du bist auch ein Mensch. Wir alle sind irrationale Wesen, um Housel zu zitieren. Beschaffe dir viele Informationen zu einer Situation und frage gegebenenfalls andere AkteurInnen nach deren Wahrnehmung und Beurteilung, um dich nicht zu sehr auf deine eigenen Gedanken und Urteile zu verlassen. Nur so kannst du den Fehler vermeiden, deine eigenen Gedanken und Urteile auf eine andere Person zu übertragen. Oder sei offener, dich einfach mal von der Unvorhersehbarkeit des Lebens mit anderen Individuen überraschen zu lassen (das kann manchmal anthropologisch sehr amüsant und spannend sein).


Satisficing und premature closure – Zufriedenstellende Schlussfolgerungen ohne gründliche Analyse:

Wer bei der Recherche schnell zu einer Schlussfolgerungen kommen will und dabei die nächstbeste Hypothese nimmt, die schnell, schlüssig und zufriedenstellend erscheint, der betreibt das sogenannte „Satisficing“ (satisfy + suffice). Auch, wer nach einer kleinen Recherche zu schnell abbricht, der schafft vielleicht eine verfrühte Konklusion (premature closure). Es klingt sehr ähnlich wie der Confirmation-Bias, doch dieser bringt dieses Bubbledenken mit sich, wofür Satisficing und premature closure nicht unbedingt sorgen müssen. Ich stelle mir eher vor, dass sie bei Hausarbeiten oder anderen wissenschaftlichen Arbeiten passieren und die verfassende Person wichtige Elemente, Informationen und Gegenpositionen außer Acht lässt. Bei allen drei allerdings entfernt man sich eher von der objektiven Wahrheit, als dass man sich dieser annähert.

MBTI/CFT: Personen mit Te und Ni, das nicht gelernt hat, auch mal mit schnellen Schlussfolgerungen falsch zu liegen, werden diesen Fehler vermutlich schon oft gemacht haben und machen. Andere Te-Nutzende müssen allerdings aufpassen, dass sie nicht auch zu schnell ihre Recherche abbrechen, nur weil sie gerne ihre Denkarbeit beenden möchten. Bei Ti-Nutzenden, vor allem mit Ne, kann ich mir gut vorstellen, dass sie zu tief in der Wissensbeschaffung stecken, als dass sie zu schnell zu einer Konklusion kommen möchten/können. Allerdings kann ich nicht für gestresste Individuen sprechen, die unter Zeitdruck stehen. Sensors haben hier vielleicht den Vorteil, dass sie noch etwas mehr Fakten hinzuziehen wollen. Besonders Ne könnte dafür sorgen, dass man sich immer wieder fragt, ob es denn nicht noch mehr zu recherchieren gibt – egal, ob man Ne nutzt oder nicht, es ist hilfreich, diesen kleinen „Aber was wäre, wenn meiner Konklusion/Schlussfolgerung ein paar Prämissen, also vorausgehende Punkte, fehlen?“-Gedanken immer mal wieder einzubauen, und anzuzweifeln, dass man bereits alles über die Fragestellung oder das Ergebnis weiß.

Wie gehen wir am besten mit diesem Bias um? Stell sicher, dass du dir für ein Thema Zeit lässt, es reifen zu lassen. Arbeiten auf Zeitdruck hilft hier überhaupt nicht. Versuche, verschiedene Betrachtungsweisen und Positionen kennenzulernen, und sei anderen Meinung gegenüber offen und dennoch skeptisch genug, nicht jedem Kaninchenloch hinterherzujagen (Ne-Nutzende: We’ve all been there!). Bei wissenschaftlichen Arbeiten: Hol dir Wissen aus der Expertise anderer hinzu, falls möglich, um zu sehen, ob etwas fehlt.





Quellen:

Kurzinski (2019): Denkfallen vermeiden

Greene (2018): Die Gesetze der menschlichen Natur

Rezo & Julien Bam: Hobbylos (Podcast)

https://www.impulse.de/management/marketing/ankereffekt/7376303.html

https://strukturierte-analyse.de/mentale-abkuerzungen-biases-und-heuristiken/

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