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AutorenbildJanina Bajramovic

Entscheidungen treffen - bedarfsgerecht und rational

Aktualisiert: 4. Nov. 2022

Wir Menschen sind irrationale Wesen, die aber ein Leben in Rationalität führen müssen. Ständig müssen wir legitimieren, warum wir etwas tun wollen. Manchmal erscheint aber tatsächlich etwas sinnvoll für uns, obwohl es vielleicht emotional etwas weniger greifbar ist. Beide Dinge sind vollkommen normal in unseren Leben, und dennoch können sie gelegentlich überwältigend und unangenehm sein.

Besonders, wenn große Entscheidungen anstehen, die weitreichende Veränderungen im Leben mit sich bringen, haben wir vielleicht Sorge, auf unser Bauchgefühl zu hören, aber wissen auch nicht wirklich, ob die rationalste Entscheidung uns als individuellen Menschen repräsentiert. Was ist, wenn wir eine Entscheidung bereuen? Wenn Dinge nicht so verlaufen, wie erdacht, etc.?

Zwei Dinge sind hier immens wichtig:

  1. Das Leben und sein Verlauf hängen mehr als wir denken mit Glück und Zufall zusammen. Das können wir nicht steuern und es wird uns immer unglücklich machen, alles an Glück und Zufall mit einzukalkulieren oder davor Angst zu haben.

  2. Wir sollten mit einem gewissen Stolz unsere Entscheidungen treffen, die wir als denkende und freie Wesen getroffen haben. Natürlich, die Freiheit der einen Person ist eingeschränkt durch die Freiheit einer anderen Person, das dürfen wir nicht ignorieren. Aber wenn eine Entscheidung individuell zu uns passt und rational analysiert wird, dann spricht nichts dagegen, auch ein bisschen stolz auf diese Leistung zu sein, egal, ob alle Konsequenzen gut sind oder nicht.

Hier wird deutlich, dass wir zum einen immens wenig Macht über unser Leben haben (Glück und Zufall) und andererseits in den meisten westlichen, industrialisierten Ländern extrem viel Autonomie (also eigentlich doch Macht) über unser Leben haben. Es ist paradox, aber auch das können wir nicht ändern. Wir können lernen, damit zu leben.

Wie können wir mit diesem Paradox leben, ohne zu unreflektiert oder zu verängstigt Entscheidungen zu treffen? Die Antwort klingt vielleicht absurd, aber: durch Listen. Oder Visualisierung generell.

Kleiner Disclaimer vorweg: Menschen neigen dazu, Dinge zu rationalisieren, die vielleicht gar nicht zu rationalisieren sind. Manchmal sind Dinge halt unlogisch, aber wir wollen Logik als Rückgrat für Entscheidungen. Wir sollten uns bewusst sein, dass wir nicht rational sind, aber trotzdem mit Rationalität arbeiten können, um uns zu verwirklichen. Menschen sind hochgradig paradox, das können wir nicht ändern, also warum nicht einfach damit leben und sich besser fühlen? Auch hier ist das Prinzip „Loslassen“.

Okay, also Listen habe ich erwähnt: Egal, ob zwischen zwei Dingen oder mehreren entschieden werden muss, liste sie alle auf und lass in Spalten noch Platz für weitere Notizen. Schreibe dann für jedes Ding allein und losgelöst von den anderen Pro und Contra auf, also gute Konsequenzen und schlechte Konsequenzen, solltest du dich für das jeweilige Ding entscheiden. Danach kannst du gerne mit einer anderen Farbe oder mit Post-ist, whatever (einfach der Erkennbarkeit halber) verschiedene Pros und Contras verbinden, falls sie miteinander in Verbindung stehen, sich positiv oder negativ beeinflussen können etc.

Lass dir für diesen Prozess Zeit. Im besten Falle arbeitest du mehrere Tage immer ein bisschen dran. Vermutlich fällt dir kurz vorm Einschlafen noch was zum Ergänzen ein. Lass es wachsen.

Nach ein paar Tagen merkst du vielleicht, dass ein Ding viele positive Punkte hat, ein anderes viele negative. Falls nicht: Bewerte jeden einzelnen Punkt mit einem individuellen Wertesystem, Beispiel mit einer Werteskala mit einem Point für „relevant, aber mir nicht so wichtig“ und fünf oder zehn Points für „relevant und mir auch besonders wichtig“. Am Ende kannst du die Points für die Pros und Contras jeweils zusammenzählen. Vielleicht hat nun ein Ding eine besonders hohe Pointzahl für Positives und eine niedrige für Negatives, andere Dinge vielleicht umgekehrt etc. Stehst du zwischen zwei Dingen, könnte hiermit deine Entscheidung gefällt sein. Stehst du zwischen mehreren, könntest du die beiden Bestabscheidenden (oder die besten drei oder vier. Versuche, deine Anfangsliste zu halbieren) herauskristallisieren und noch einmal erwägen, eine neue Liste zu machen.

So hast du unglaublich viel Rationalität und Zeit in deine Entscheidung gesteckt und kannst dir sicherer als zuvor sein, was deiner Individualität und deinen Bedürfnissen rational entgegenkommt.

Noch ein letzter Hinweis: Es gibt ein Bauchgefühl, das ich sehr interessant finde. Wenn du dich zwischen zwei Dingen nicht entscheiden könntest, stell dir vor, ein einziger Münzwurf ohne zweite Chance würde darüber entscheiden, welche Sache du machen wirst. Stell dir beide möglichen Ergebnisse authentisch vor. Bei welchem Ergebnis wärst du sehr traurig (oder trauriger), dass das andere Ergebnis nicht eingetroffen ist? Möglicherweise weißt du innerlich also schon, was deine beste Wahl wäre.


Ein Einwand zu meiner Idee: Was ist, wenn eine Entscheidung keine Zeit für eine „drei Nächte und fünf Listen“-Analyse hat? Es gibt Entscheidungen, die zwischen dieser langwierigen Methode und einer Fight or Flight Entscheidung liegen, das ist klar. Diese Erwägung von mehreren positiven und negativen Konsequenzen kann aber auch im Kopf erfolgen. Sie ist dann wesentlich weniger ausgereift, aber dennoch solider als eine unreflektierte, spontane Entscheidung. Hierzu gehört auch Übung. Manchmal denke ich zu lange über Entscheidungen nach, weil ich dieses Pro- und Contra-Spiel auch im Supermarkt durchlaufe, wenn ich nicht weiß, was ich kaufen möchte, bevor ich aber für ein paar Tage verreise und dementsprechend frische, aber auch nicht zu viele verderbliche Sachen kaufen möchte und zwischen Kostenfaktor, Geschmack und Gesundheit abwäge. Das ist vielleicht ein bisschen extrem. Aber man kann mit so trivialen Dingen trainieren, die eigenen Entscheidungen rational abzuwägen. Irgendwann macht man es auch bei wichtigeren, aber zeitlich knapperen Entscheidungen innerhalb von ein paar Sekunden und entscheidet sich dann entschlossen und halbwegs sicher.

Wichtig ist hierbei: Entscheide dich so, dass du ohne schlecht zu schlafen die meistwahrscheinlichen Konsequenzen tragen und ertragen könntest. Denn nach der Entscheidung kommen wir wieder zu der Weisheit: Sei glücklich mit dem, was du hast, und weine nicht dem nach, was in diesem Moment nicht für dich bestimmt ist (wozu auch Dinge zählen, für die du dich bewusst nicht entschieden hast). Man darf Bedenken und Reue empfinden, aber diese Empfindungen sollten nicht den Stolz auf die endgültige Entscheidung zu sehr beeinflussen.

Zu dem Thema habe ich auch ein echt illustres (behaupte ich zumindest) Video auf YouTube! Schau da gerne mal vorbei!




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