top of page
AutorenbildJanina Bajramovic

Über die Psychologie des Geldes und was wir daraus ableiten können

Ich habe ein Audiobook von Morgan Housel gehört, der Titel ist „Über die Psychologie des Geldes“. Ich wollte eigentlich nur für mich selbst abchecken, ob meine Sparmethode in Ordnung ist oder ob ich noch etwas lernen könnte, aber dann merkte ich, dass dieses Hörbuch noch viele andere Sichtweisen aufs Leben, die ich habe, bestärkt. Ich empfehle jeder Person dieses Buch, denn eigentlich geht es nicht nur um Geld und Zinseszinsen, sondern um so viel mehr. Ich möchte nicht über das Buch direkt referieren, aber ein paar Schnittstellen zusammenfassen, die im Buch auftauchen und die ich auch zuvor als Weltansicht mitgebracht habe. Confirmation Bias deluxe: Ich fühle mich bestätigt, also teile ich es mit Freude mit!

1. Menschen sind irrational und gefühlsgesteuerte Wesen: Ich weiß nicht mehr, ob es der exakte Wortlaut ist, aber das halte ich für wahr. Es gibt Menschen, die etwas rationaler oder logischer sind, aber es gibt eben auch viele Menschen, die gefühlsgesteuert sind, und allgemein lässt sich sagen, dass das Bauchgefühl bei uns doch oft siegt oder zumindest sehr präsent ist. Das muss nicht immer schlecht sein, aber es ist wichtig, dass man sich seiner eigenen Irrationalität bewusst ist. Vor allem, wenn man am Ende sich für etwas rechtfertigen möchte. Manche Entscheidungen sind rein logisch oder rational nicht zu rechtfertigen.

2. Menschen glauben, dass alle Menschen gleich wie sie selbst denken und fühlen: Auch hier kann ich nicht sicher sein, ob es wortwörtlich so im Buch vorkommt, aber sinngemäß ja. Wir alle haben eine individuelle Sichtweise auf die Welt, und weil wir nicht in die Köpfe anderer schauen können, müssen wir von irgendetwas ausgehen. Warum also nicht davon ausgehen, dass andere so denken und fühlen wie wir selbst? Nur leider stimmt es nicht immer, viel mehr kommt es öfter vor, dass wir anders denken und fühlen als andere. Auch Einfühlungsvermögen hilft da nicht viel weiter. Wir schlussfolgern etwas Falsches aufgrund des Fehlers, dass wir denken, andere dächten wie wir – im Buch ging es beispielsweise darum, warum es diese panischen Massenverkäufe von Aktien gibt, sobald eine negative Schlagzeile oder ähnliches zu einer Firma erscheint: Anlegende springen schnell ab, bevor es andere tun und ihr angelegtes Geld plötzlich weniger wert ist – ein Dominoeffekt aufgrund von Gefühlen und Angst.

3. Menschen handeln verschieden, je nachdem, was sie zuvor erlebt haben: Der Autor bezog es auf finanzielle Entscheidungen, also dass Menschen, die zwischen ihren Teenagerjahren und 30ern Börsencrashs kennengelernt haben, anders mit Geld umgehen, als Menschen, die in den gleichen Lebensabschnitten Börsenbooms erlebt haben, oder auch andere Wirtschaftssituationen. Aber auch allgemein aufs Leben bezogen, sehen verschiedene Generationen die Welt eben underschiedlich, weil sie anders aufgewachsen sind. Auch Herkunft und Familienfügnisse beeinflussen die Kognition, die Psyche, die Entscheidungen von Menschen. Es gibt Menschen, die mehr im Hier und Jetzt leben und Neues schneller adaptieren (in der cognitive function theory Se-Nutzende mit wenig Ni-Nutzung), aber es gibt auch welche, die Neues immer wieder mit dem Erlebten und Gelernten abgleichen und weniger von Mustern ablassen können (Si-Nutzende mit wenig Ne-Nutzung oder auch Ni-Nutzende mit schwachem Se). Die Ersterwähnten lernen gegebenenfalls auch schlechter aus Fehlentscheidungen als die Letzterwähnten, das muss aber nicht die Regel sein (ich brainstorme schlicht nur).

4. Wer seine inneren Impulse besser kontrollieren kann, kann mehr Geld sparen, indem er weniger Geld impulsiv ausgibt: Generell würde ich sagen, dass Menschen, die ihre Impulsivität besser kontrollieren können, eben auch bedachter mit der Welt umgehen. Ich persönlich hatte riesige Probleme, Impulse zu unterdrücken und Versuchungen zu widerstehen. Dopaminschübe durch Kaufen sind eben auch Drogenschübe und Drogen wären keine Drogen, würden sie nicht etwas mit uns tun und abhängig machen. Hier würde ich sagen: „Die Menge macht das Gift.“ und „Wissen ist Macht.“: Es ist gut, zu wissen, dass man und wann man impulsiv handelt (das kann Geldausgeben sein, aber auch emotionales Übersteuern in Gesprächen mit anderen, oder sonstiges), und es ist umso besser, wenn man es dosieren kann. Denn ich stelle mir eine vollständige Unterdrückung sehr anstrengend vor, aber eine gewisse Dosierung klingt sinnvoll. Hierzu gehören natürlich tiefergehende Analyseprozesse, beispielsweise, welche Dosierung noch „gesund“ ist etc… Und bei manchen Dingen ist reine Abstinenz ratsam. Aber ganz basal und allgemein: Sei dir bewusst, was du impulsiv angehst und wann du es impulsiv angehst, und lerne, dich bis zu einem bestimmten Maße zu kontrollieren. Nicht andere, nur dich.


Dieses Buch war für mich sehr interessant, weil es mir nun in Diskussionen leichter fällt, einen kühlen Kopf zu bewahren. Früher hatte es mich emotional sehr erschüttert, wenn mich Menschen einfach nicht verstehen wollten, aber heute verstehe ich, dass alle obenstehenden Punkte erklären, warum das so ist: Ich bin ein emotionales, irrationales Wesen, gesteuert von dem Verlangen nach Freude und dem Drang, Stress und Schmerz stets zu meiden. Ich kann andere Menschen nicht vollständig verstehen, weil ich nur meine eigenen Denkmuster und Bedürfnisse kenne (wenn überhaupt). Meine Erfahrung beeinflusst immer ein bisschen, was ich in Zukunft machen werde, egal wie intuitiv und weltoffen ich allem zu begegnen versuche.

Es bringt nichts, ohne den emotionalen Gesichtspunkt Menschen etwas erklären zu wollen; Logik und Rationalität allein helfen nicht weiter, obwohl (oder gerade weil) sie sinnvolle Tools sind. Nicht alle Menschen handeln gleich, weil ihre individuellen Gedanken und Bedürfnisse verschieden sind und weil sie unterschiedliche Vorgeschichten haben. Hinzu kommt, dass diese Erkenntnisse bei meiner Arbeit bedeuten, dass ich noch so viel wissen, können und tun kann; es gibt Elemente, die meine Hilfe zum Scheitern verurteilen, weil ich diese nicht beeinflussen kann, obwohl sie mit dem am meisten zusammenhängen, das ich gerne zu etwas Besserem bewegen möchte: Menschen.

Bevor man also daran elendig zugrunde geht, was man alles nicht beeinflussen oder kontrollieren kann, sollte man seine Energie so investieren, dass man Verständnis für das wandelnde Paradoxon Mensch aufbringt, aber eben auch hier und da Meta-Beobachtungen einfließen lässt, die diesem Paradoxon trotzdem helfen können. Kontrolle durch Transparenz gegebenenfalls. Dem Gegenüber demonstrieren, dass man sich der Gefühlswelt und allem Widersprüchlichen bewusst ist, aber dass man auch Mittel und Wege kennt, darüber zu stehen.

Ich hoffe, das konnte einen kleinen Meta-Blick auf die eigenen Unfähigkeiten und Limitierungen im Handeln geben. Vielleicht nimmt jemand etwas daraus fürs Leben mit.

0 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Petra Bock: Mind Fuck

Intro: „Mind Fuck“ von Petra Bock habe ich als Audiobook teilweise, nicht vollständig, gehört und ein paar der Erkenntnisse daraus mit...

留言


bottom of page