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AutorenbildJanina Bajramovic

Fokus richten: Was kannst du wirklich tun?

Aktualisiert: 4. Nov. 2022



Das Leben ist frustrierend. Oftmals merken wir erst im Nachhinein, dass wir viel zu viel Energie in etwas gesteckt haben und zu wenig für unseren Einsatz bekommen haben. Es kann daran liegen, dass wir unseren Fokus auf Dinge richten, die wir nicht beeinflussen können und dadurch übersehen, was wir eigentlich alles bewegen und beeinflussen können. Wir werden unglücklich, weil wir nicht mehr wissen, was wir wirklich tun können, und versuchen zu beeinflussen, was nicht in unserer Macht steht.



Ich habe einfache Illustrationen entworfen, um einen kleinen Eindruck zu geben, was in unserem Handlungsspielraum liegt und was nicht. Solche Bilder findet man überall im Internet, daher kann ich copyrighttechnisch nur Instagram angeben, aber ich denke, sowas findet man auch in Büchern und so weiter. Ich habe hier meine eigene Ansicht erstellt, sie hat ihre Inspiration aber definitiv von vor Monaten auf meiner Instagram-Entdecken-Seite oder For You-page gefunden.

Frag dich einmal selbst: Was kannst du direkt kontrollieren und beeinflussen? Ich habe hier ein paar Beispiele im inneren, violetten Kreis notiert:

Wir können direkt kontrollieren:

  • unsere Kleidungswahl

  • unsere Körperhaltung

  • unsere Worte oder Wortwahl

  • unsere Meinung (braucht viel Reflexion, aber ist möglich – egal wie, es ist unsers)

  • oft unsere Stimme (bei manchen starken Gefühlen kann sie weniger kontrollierbar sein)

  • unsere Gedanken, Weltanschauung, Wahrnehmung habe ich bewusst mit Fragezeichen versehen, da wir durch hormonelle Beeinträchtigung, Traumata und ähnliches durchaus auch mal nicht unsere Gedanken, Weltanschauung und Wahrnehmung vollständig kontrollieren können. Wir können sie aber beobachten und wertungsfrei beschreiben. Manche Gedanken und Wahrnehmungen gehen mit Biofeedback einher, also unser Herz schlägt vielleicht schneller oder wir bekommen Bauchschmerzen oder fühlen unsere Arme nicht mehr – die Liste ist endlos. Das können wir nicht sofort kontrollieren, aber wir können beobachten und beispielsweise das tiefe und ruhige Atmen trainieren. Also ja, wir können unsere Gedanken, Weltanschauung, Wahrnehmung kontrollieren, aber es braucht Übung, Observation, Geduld.

Disclaimer: Meine Beiträge ersetzen keine Therapie. Wenn du hormonelle Dysbalancen, Traumata oder ähnliches hast oder auch nur die Vermutung aufkommt, dass du sowas haben könntest, suche dir bitte professionelle Hilfe. Dir steht Heilung und Frieden zu.

Das ist eine Menge, was wir beeinflussen können. Vieles an uns können wir selbst kontrollieren, doch Folgendes können wir nicht direkt und mit fester Sicherheit beeinflussen:

  • andere Menschen (FreundInnen, Familie, Kollegium)

  • deren Wortwahl

  • deren Meinung

  • deren Weltanschauung

  • deren Wahrnehmung

  • und alles an deren Biases und Fehlschlüssen etc., die damit einhergehen.

So sehr wir auch diskutieren, beweisen, erklären, logisch hinterfragen oder meinetwegen auch handgreiflich versuchen, diese Punkte können wir nicht beeinflussen und kontrollieren. Wenn wir es versuchen und nicht aufhören können, es zu versuchen, werden wir daran scheitern und unglücklich sein. Im Umkehrschluss heißt es aber auch, dass andere uns ebenfalls nicht auf Zwang verändern können. Wenn du dich mal zu sehr von der Weltanschauung einer anderen Person bedrängt fühlst, erinnere dich einfach daran: Ich kann dich nicht kontrollieren und du kannst mich nicht kontrollieren. Auf mentaler und sozialer Ebene. Natürlich sind wissenschaftlich basierte Diskussionen gut und wir müssen uns einer objektiven Realität annähern, und das durch regen Diskurs, aber auf subjektiver Ebene können wir uns nicht darauf verlassen, dass uns andere verstehen, aber glücklicherweise müssen wir das auch nicht zurückgeben, auch wenn es sich manchmal durch die Forderung anderer so anfühlt. Objektivität, Intellekt und wissenschaftlicher Konsens sind wichtig (und stehen für mich persönlich an oberster Stelle), aber wir sind nicht geboren worden, um andere glücklich zu machen (ich kann nur bis zu einem Grad mit MaskengegnerInnen sprechen und ihnen die wissenschaftliche Basis und ethisch-logischen Schlüsse erklären, aber ich brauche mich nicht aufzuopfern, um sie zu überzeugen. Ich verschwende meine Energie nicht und lieber kanalisiere ich sie sinnvoll).

Das war nun nur auf sozialer Ebene. An sich sehen diese Punkte ja so viel geringer aus als unsere, aber dem ist nicht so (böser Spoiler). Was können wir außerdem nicht kontrollieren:

  • Weltschmerz

  • Krankheit

  • Politik (unser tägliches Handeln hat in Akkumulation im Kollektiv einen Einfluss, aber es ist schädigend, wenn wir uns zu viel Sorgen)

  • die Wirtschaft (unser tägliches Handeln hat in Akkumulation im Kollektiv einen Einfluss, aber es ist schädigend, wenn wir uns zu viel Sorgen)

  • den Welthunger

  • das Wetter

  • Weltkrisen

  • Klimakrise (unser tägliches Handeln hat in Akkumulation im Kollektiv einen Einfluss, aber es ist schädigend, wenn wir uns zu viel Sorgen)

  • ·offensichtliche Ungerechtigkeit, right in front of our salad!



Die Liste kann noch ewig weitergehen. Das ist eine Menge, was wir nicht kontrollieren können. Das Gefühl von Ohnmacht und Sorgen, gar Ängsten vor dem Unkontrollierbaren ist ein absolut verständliches Gefühl. Es ist frustrierend und deprimierend.

Hier kommt wieder das Prinzip auf, das ich schon in anderen Beiträgen erwähnt habe: Loslassen. Es ist nicht einfach, aber wenn man ein paar Mal das Loslassen von dem, das man nicht beeinflussen und kontrollieren kann, praktiziert und sich darauf fokussiert, das man kontrollieren und beeinflussen kann, dann benutzt man die eigene Energie auch vollkommen anders. Ein sinnvoll genutzter Energiehaushalt gibt uns auch mehr Kraft für uns selbst und für die Selbstgenerierung, -entwicklung und -verwirklichung.

Zur Klarstellung: Du darfst dich natürlich über Politik und Wetter beschweren! Fühl dich aber nicht ohnmächtig, weil du es nicht kontrollieren kannst. Natürlich können wir wählen und es ist enorm wichtig, wählen zu gehen, um politische Statements zu geben. Auch durch das tägliche Einkaufen kann man politische Statements abgeben, indem man zum Beispiel wesentlich weniger tierische Produkte kauft oder komplett darauf verzichtet. Nur als Beispiel. Aber was dann die Politik daraus macht, also ob sie dann mehr Fleisch nach China verkauft oder ob deine gewählte Partei nicht genug Stimmen bekommt oder überhaupt nicht durchsetzungsfähig im Parlament ist, das kannst du nicht beeinflussen. Fokussiere also deine Energie auf das, was du kannst: Informationen beschaffen, dein Weltbild fördern und entwickeln, und dementsprechend handeln. Und fokussier dich nicht darauf, was du nicht beeinflussen kannst. Es ist verschwendete Energie.

Es wäre das gleiche, als würde eine Person von der Feuerwehr nicht nur Brände in der Stadt löschen, sondern auch Baustellen leiten, das Wetter zu beeinflussen versuchen, in den Bundestag gehen, um dort Zuspruch zu gewinnen und für ihre Ziele einstehen, investigative Arbeit leisten, wenn es irgendwo einen Mordfall gab und gleichzeitig Serienmordende zu therapieren versuchen. Wir würden zu dieser Person gehen und sagen: „Hey, du machst verdammt viel, dafür, dass du nur eine Person bist.“ Wenn dann dieser Mensch antwortet: „Die Welt ist so ein schlechter Ort und ich muss doch etwas tun, ich muss doch etwas bewegen können.“, würden wir dem zustimmen und behaupten, diese Person sei ein schlechter Mensch und nutzlos? Nein. Niemals. Wir würden vielleicht sagen: „In deiner Rolle bei der Feuerwehr bist du gut, so wie du eben bist.“

Das gleiche gilt für Menschen, die Parks aufräumen, in Gebäuden putzen, bei der Müllabfuhr arbeiten, andere Menschen frisieren, Tische und ähnliches bauen, Klassen unterrichten, Menschen psychisch oder körperlich heilen, und so weiter. Die Liste ist zu lang für diesen Beitrag.

Wenn wir zu anderen Menschen so verständnisvoll und warm sprechen – warum dann nicht auch zu uns selbst?

Also, die Quintessenz von diesem Beitrag ist: Erkenne, was du beeinflussen und kontrollieren (und dementsprechend auch verbessern) kannst, und lasse von dem ab, das du nicht kontrollieren kannst.

Kleiner Nachtrag zum Thema Krankheiten etc. Es gibt Dinge, die beeinflussen uns natürlich auch, und das können wir nicht verhindern. Manchmal ist es unglaublich tragisch und hier gelangen wir auf ein Gebiet, das ich nur sehr vorsichtig umfahren möchte. Ich habe ein paar Leiden, die mich auch beeinflussen und manchmal meinen Alltag kontrollieren. Es ist lästig und frustrierend, ja, es war auch oft unglaublich deprimierend. Aber auch da musste ich in den sauren Apfel beißen und sagen, dass ich das nicht kontrollieren kann. Ich kann meinen mentalen Umgang mit diesen Leiden aber kontrollieren. Wie gesagt, das ist ein unglaublich sensibles Thema und ich kann nur ermutigen, es aus einer anderen Perspektive mal zu betrachten, aber ich habe vollstes Verständnis dafür, wenn es hier nicht geht. Mehr möchte ich dazu auch nicht sagen, denn ich bin überhaupt nicht in der Position, um über das Leiden und Leidensverständnis anderer zu urteilen. Bitte finde da deinen Weg, falls du betroffen bist. Bei vielen Dingen ist es auch ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Da ich in der Beratung und Prävention tätig sein werde, übersteigt die Profession für diese Dinge jedoch weit meine Kompetenz. Dessen bin ich mir bewusst.

Davon abgesehen, Folgendes kann ich nicht oft genug wiederholen: Erkenne deine Kontrollmacht und wo ihre Grenzen liegen. Lass los von dem, das nicht in deiner Kontrollmacht steckt und lege Fokus auf das, das du beeinflussen kannst: dich selbst und das, was dich als Menschen so einzigartig macht.

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